Länderübergreifende Großübung „Gilgamesch“ – Stabsarbeit unter Hochwasserdruck

Drei Tage, elf Stäbe, ein gemeinsames Ziel: Bei der länderübergreifenden Großübung „Gilgamesch“ haben die Landkreise Limburg-Weilburg (Hessen) und Rhein-Lahn (Rheinland-Pfalz) gemeinsam mit den Kommunen entlang der Lahn ihre Verwaltungs- und Katastrophenschutzstäbe unter realitätsnahen Bedingungen auf die Probe gestellt. Ich durfte als Teil der Übungsleitung der Lülf+ Sicherheitsberatung GmbH die Übung koordinieren und begleiten.

Drei Stabsrahmenübungen – eine Herausforderung

Die Übung „Gilgamesch“ war bewusst als mehrtägiges Format angelegt. Insgesamt wurden in drei Stabsrahmenübungen neun Verwaltungsstäbe der Kommunen und der beiden Kreise sowie die beiden Katastrophenschutzstäbe in eine dynamische Hochwasserlage eingebunden. Die Übung zielte nicht nur auf die Erprobung von Kommunikations- und Entscheidungswegen, sondern auch auf die Förderung der Zusammenarbeit über Kreis- und Landesgrenzen hinweg – ein realistisches Szenario für Lagen entlang gemeinsamer Gewässer.

Vier zentrale Erkenntnisse aus der Übungsleitung

1. Kommunikation: Qualität vor Quantität
Insbesondere bei Anforderungen zeigte sich, wie entscheidend präzise und zielgerichtete Kommunikation ist. Gute Kommunikation im Stab folgt klaren Prinzipien:

  • „So kurz wie möglich, so lang wie nötig“
  • Verständlich, adressatengerecht und ohne Interpretationsspielraum
  • Orientierung an den „7 W’s“: Wer, wozu, was, wie viel, wann, wo/wohin, wie lange?

2. Priorisieren unter Druck
In dynamischen Lagen kommt es auf die Fähigkeit an, Informationen und Aufgaben schnell und richtig zu gewichten. Die Anwendung der Eisenhower-Matrix – also die Unterscheidung nach „wichtig“, „dringend“, „nicht wichtig“ und „nicht dringend“ – bleibt ein unverzichtbares Werkzeug im Stabsalltag.

3. Rollenverständnis schafft Handlungssicherheit
Klarheit über die eigene Rolle im Stab sowie ein gemeinsames Verständnis der Funktion des Stabs im Krisenmanagement sind essenziell. Wo diese Klarheit vorhanden war, zeigte sich eine deutlich höhere Effizienz in der Lagebearbeitung.

4. Fachexpertise gezielt einbinden
Krisenmanagement braucht Wissen. Die frühzeitige Einbindung von Fachexpert*innen, insbesondere aus den Bereichen Hydrologie, Hochwasserschutz und Wetterprognosen (u.a. DWD und Landesämter), hat in der Übung unmittelbar zur Qualität der Entscheidungen beigetragen.

Interkommunale Resilienz lebt von Übung und Reflexion

Die Übung „Gilgamesch“ war nicht nur ein Testlauf für Einsatzstrukturen – sie war auch ein starkes Zeichen für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit über Verwaltungsgrenzen hinweg. Solche Übungen schaffen nicht nur Handlungssicherheit, sondern stärken das Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren.

Auch im Nachgang bleibt der Wert erhalten – durch systematische Auswertung, Lessons Learned und die bewusste Reflexion über zentrale Faktoren wie Kommunikation, Rollenverständnis und Entscheidungslogik.


Weiterlesen:
👉 Zur offiziellen Pressemitteilung des Landkreises Limburg-Weilburg

👉 Zur offiziellen Pressemitteilung des Rhein-Lahn-Kreises

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