Der Internationale Tag der Katastrophenvorsorge am gestrigen Sonntag bietet die Gelegenheit, die zentrale Rolle der Risikokommunikation bei der Stärkung der Resilienz und Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu beleuchten. Risikokommunikation ist weit mehr als die Vermittlung von Informationen über mögliche Gefahren. Sie ist ein zentrales Instrument, um Menschen in die Lage zu versetzen, eigenverantwortlich Schutzmaßnahmen zu ergreifen und im Ernstfall vorbereitet zu handeln.
Die Rolle der Risikokommunikation für die Resilienz
Ein zentrales Ziel der Risikokommunikation ist es, die Bevölkerung auf mögliche Katastrophen vorzubereiten und ihr die notwendigen Informationen und Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie sich selbst helfen kann. Dazu gehört nicht nur die Aufklärung über spezifische Gefahren wie Naturkatastrophen oder Industrieunfälle, sondern auch die Vermittlung von Vorsorgemaßnahmen, die im Ernstfall Leben retten können.
Diese Aufgabe ist in Deutschland gesetzlich verankert. Nach § 4 des Gesetzes über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (ZSKG) kommt den Gemeinden eine besondere Verantwortung zu, die Bevölkerung über Gefahren zu informieren und gleichzeitig die Voraussetzungen zur Selbsthilfe zu schaffen. Diese gesetzliche Verpflichtung fordert die Kommunen auf, nicht nur bei akuten Gefahren tätig zu werden, sondern auch langfristig das Risikobewusstsein zu schärfen und Vorsorgemaßnahmen zu fördern.
Die Verantwortung der Kommunen
Die Rolle der Kommunen ist entscheidend, da sie die erste Anlaufstelle für die Bevölkerung sind, wenn es um lokale Risiken geht. Sie müssen nicht nur über mögliche Gefahrenquellen informieren, sondern auch dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollen. Durch kontinuierliche und zielgerichtete Kommunikation tragen sie dazu bei, das Bewusstsein der Bevölkerung zu stärken und im Krisenfall ein schnelles und koordiniertes Handeln zu ermöglichen.
Wichtige Instrumente der Risikokommunikation sind
- Integration in den Schulunterricht, Brandschutzerziehung und -aufklärung sowie allgemeine Bildung: Hierzu zählen Maßnahmen wie die Integration von Katastrophenvorsorge und Selbstschutz in den Schulunterricht, die Erweiterung der Brandschutzerziehung um Katastrophenvorsorge sowie beispielsweise die Ergänzung von Erste-Hilfe-Kursen um Selbstschutzinhalte. Durch solche Bildungsangebote werden bereits Kinder und Jugendliche für Gefahren sensibilisiert und lernen, wie sie sich und andere im Ernstfall schützen können.
- Kampagnen zur Notfallvorsorge, die den Bürger*innen zeigen, wie sie sich auf verschiedene Katastrophenszenarien vorbereiten können – sei es durch Notfall-Vorräte, Erste-Hilfe-Kenntnisse oder die Vorbereitung auf einen Stromausfall.
- Notfallübungen, bei denen die Bürger in der Praxis erleben, wie sie sich in einer Krisensituation verhalten sollten.
Stärkung der Selbsthilfefähigkeit durch Risikokommunikation
Ein zentraler Aspekt der Risikokommunikation ist die Förderung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung. Das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzt werden, im Notfall auch ohne unmittelbare Hilfe von außen eigenständig Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Diese Selbsthilfefähigkeit entlastet nicht nur die Einsatzkräfte, sondern kann entscheidend dazu beitragen, das Leben der Betroffenen zu schützen.
Praktische Maßnahmen zur Stärkung der Selbsthilfe sind die Verteilung von Checklisten, Informationen über Notfall-Vorräte und Anleitungen zum richtigen Umgang mit Gefahren. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung darauf vorbereitet ist, sich in den ersten Stunden und Tagen nach einer Katastrophe selbst zu versorgen.
Kontinuität und Transparenz als Erfolgsfaktoren der Risikokommunikation
Risikokommunikation darf keine einmalige Maßnahme sein, sondern muss kontinuierlich und transparent erfolgen. Nur so kann das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen Strukturen gestärkt und sichergestellt werden, dass die Bürgerinnen und Bürger wissen, wie sie sich schützen können. Transparenz ist dabei von zentraler Bedeutung: Behörden sollten offen über mögliche Risiken informieren, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und Panik zu vermeiden.
Fazit: Risikokommunikation als Eckpfeiler der Katastrophenvorsorge
Risikokommunikation ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Katastrophenvorsorge und ein Grundpfeiler einer resilienten Gesellschaft. Sie trägt wesentlich zur Stärkung der Selbsthilfefähigkeit und Resilienz der Bevölkerung bei. Trotz klarer gesetzlicher Vorgaben, wie sie im Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG) niedergelegt sind, zeigt die Realität, dass in vielen Kommunen noch Nachholbedarf besteht. Oft fehlt es an einer ausreichend kontinuierlichen, zielgerichteten und verständlichen Kommunikation, um die Bürgerinnen und Bürger rechtzeitig auf Gefahren vorzubereiten.
Um die Handlungsfähigkeit der Bevölkerung im Krisenfall zu erhalten, ist es notwendig, dass die Kommunen ihrer Verpflichtung noch stärker nachkommen und die Risikokommunikation zu einem festen Bestandteil ihrer Arbeit machen. Nur durch konsequente und transparente Information kann eine widerstandsfähige Gesellschaft entstehen, die in der Lage ist, sich selbst zu schützen und auf künftige Krisen vorbereitet zu sein.