Mit mindestens 110 Toten waren die verheerenden Feuer auf Maui die wohl tödlichsten Waldbrände in den USA. Und wahrscheinlich hat die Krisenkommunikation einen großen Anteil daran. CBS News hat sich mit der Risiko- und Krisenkommunikation und der Warnung der Bevölkerung beschäftigt. Und ich sehe hier viele Parallelen zur Hochwasserkatastrophe im Ahrtal.
Im Gegensatz zum Ahrtal verfügt Hawaii jedoch über ein gut ausgebautes Warnsystem: Der US-Bundesstaat hat nach eigenen Angaben das größte Outdoor-Alarmsirenensystem der Welt – mit regelmäßigen Probealarmen. Hinzu kommen Cell Broadcast, Warnungen über Fernseh- und Radiosender, Social Media & Co. Die Menschen verließen sich darauf – und wurden enttäuscht. Denn die Notfallbehörde hatte entschieden, die Sirenen nicht heulen zu lassen:
„Wir hatten Angst, dass die Menschen nach ‚Mauka‘ gehen“, erklärt Andaya und bezieht sich dabei auf ein Wort aus dem Hawaiianischen, das eine Bewegung in Richtung der Berghänge oder ins Landesinnere bedeuten kann. „Wenn das der Fall gewesen wäre, wären sie in das Feuer gelaufen.“
Im Vorfeld der Waldbrandkatastrophe hatte es allerdings, wie auch im Ahrtal, zahlreiche Warnungen gegeben. Doch diese waren offenbar zu ungenau, die Gefahr zu abstrakt. Als die Waldbrände schließlich so heftig und dynamisch wurden, war es für geordnete Evakuierungen einfach zu spät. Die Sirenen heulten nicht, das Mobilfunknetz war zusammengebrochen oder es gab einfach keinen Empfang, und das Verhalten bei Waldbränden war in der Risikokommunikation im Vorfeld schlicht vernachlässigt worden.
„Wir wurden nicht wirklich zur Evakuierung aufgefordert“, sagt Cole Millington. Die eigentliche Warnung sei die „riesige schwarze Rauchwolke“ am Himmel über Lahaina gewesen. […] „Die Menschen suchen oft nach einer Bestätigung für die drohende Gefahr, sie warten vielleicht, bis sie die Flammen sehen, den Rauch riechen oder sehen, wie andere evakuiert werden, bevor sie handeln. Leider kann diese Verzögerung bei einem sich schnell ausbreitenden Feuer tödliche Folgen haben. Selbst wenn die Menschen die Warnung erhalten, verstehen sie sie vielleicht nicht und haben nicht die Mittel oder die Mobilität, um zu evakuieren“, sagt Karl Kim, Direktor des National Disaster Preparedness Training Center an der Universität von Hawaii.
Eine tödliche Kombination, die einmal mehr zeigt, wie wichtig eine umfassende Risikokommunikation und eine gut vorbereitete Krisenkommunikation sind, um die Bevölkerung zu schützen und Krisen und Katastrophen zu bewältigen.